VEREINSHISTORIE - Tradition seit 1908.
Die Geschichte des Fußballs in Bischofswerda, einer Kleinstadt in der Oberlausitz, begann im Jahr 1908 als einige junge Männer den Fußball-Club „Germania“ gründeten. Zwei Jahre später erfolgte dann die Gründung des Vereins „Sportlust 1910 Bischofswerda“. 1919 fusionierten die beiden Vereine und bildeten bis nach dem zweiten Weltkrieg den Sportverein 08 Bischofswerda. Für Aufsehen sorgten die sogenannten Schiebocker (Schiebock = Kosename für Bischofswerda) erstmals 1942 als der ruhmreiche Dresdner SC, unter anderem mit Helmut Schön, in der Zwischenrunde vor 1500 Zuschauern mit 3:2 aus dem Tschammerpokal geworfen wurde.
Nach dem Krieg wurde der Verein unter dem Namen BSG Industrie Bischofswerda neu gegründet. In den folgenden Jahren erfolgten dann zahlreiche Umbenennungen. Zunächst zu Sportgemeinschaft Bischofswerda, später zu BSG Einheit und schließlich zu BSG Motor (bis 1971). Nach der Kreismeisterschaft 1950 spielte der Verein dabei zunächst in der Bezirksklasse Dresden.
Das Jahr 1972 markiert den Beginn des rasanten Aufstieges des Bischofswerdaer Fußballs. Das ortsansässige Landmaschinenkombinat „Fortschritt“ wurde Trägerbetrieb des Vereins und es erfolgte die Umbenennung in BSG Fortschritt Bischofswerda.
Bereits 1973 schaffte man den Aufstieg in die Bezirksliga und setzte sich dabei in den entscheidenden Spielen gegen Motor Niesky, Lok Pirna und Motor Cossebaude durch. Der Verein etablierte sich schnell in der neuen Liga und konnte bereits drei Jahre später den Bezirksmeistertitel feiern. Unter Trainer Eberhard Pöschel (Trainer von 1967-78) ließ man dabei die Favoriten aus Kamenz und Löbau hinter sich. Die Helden der damaligen Tage hießen Matthias Schönberg (mit 16 Treffern Torschützenkönig), Mannschaftskapitän Sigmar Ledrich oder Steffen Oehme. Die Heimspiele in der Meistersaison sahen immerhin über 800 Zuschauer im Schnitt.
Mit dem Aufstieg in die zweithöchste Spielklasse war den Schiebockern eine erste kleine Sensation gelungen. Die meisten Beobachter trauten dem Verein dabei nur einen kurzen Gastauftritt zu, doch der Aufschwung ging weiter. Fortschritt Bischofswerda hatte sich nun als Nummer Eins in der Oberlausitz etabliert und altgediente Mannschaften der Region wie etwa Motor Bautzen oder Vorwärts Löbau verdrängt. Auch die Infrastruktur des Vereins wurde in diesen Jahren weiterentwickelt. So entstand in den Jahren 1977-79 an der Clara-Zetkin-Straße ein Stadion mit 12 000 Plätzen (1000 Sitzplätze) welches fortan unter dem Namen „Stadion der Jugend“ als Heimspielstätte diente. Ebenfalls in diese Zeit fällt der Ausbau des Nachwuchszentrums, welches bereits 1966 gegründet wurde. Aus diesem gingen u. a. der spätere Nationalspieler Udo Schmuck, die Juniorenauswahlspieler Tino Gottlöber und Heiko Löpelt sowie zahlreiche weitere Schiebocker Oberligaspieler hervor.
1983 übernahm dann der ehemalige Dresdner Oberliga-Spieler Horst Rau das Traineramt in Bischofswerda. Er sollte in den folgenden 15 Jahren die Geschichte des Bischofswerdaer Fußballs entscheidend mitbestimmen. Ein Jahr später gelang mit einem 4. Platz in der Staffel D der DDR-Liga die Qualifikation für die neugeschaffene zweigleisige DDR-Liga und damit endgültig der Eintritt in den überregionalen Spielbetrieb.
Auch in der Liga Staffel B, nun mit 18 Vereinen, konnte sich Fortschritt schnell etablieren und erreichte einen hervorragenden 5. Platz. Das Spitzenspiel gegen den späteren Staffelsieger Sachsenring Zwickau sahen dabei 5500 Zuschauer in Bischofswerda. Die Mannschaft wurde nun nochmals verstärkt. Die meisten Spieler waren dabei Akteure von Dynamo Dresden, die sich dort jedoch nicht in der ersten Mannschaft durchsetzen konnten. Auch einige junge Spieler aus der direkten Bischofswerdaer Umgebung, die als Jugendliche zu Dynamo delegiert wurden (Schiemann, Gottlöber, Löpelt) kehrten in dieser Phase nach Schiebock zurück.
So gelang für viele überraschend in der Saison 1985/86 der Aufstieg in die höchste Spielklasse, die DDR-Oberliga.
Am Ende ließ man dabei den ärgsten Rivalen, den HFC Chemie 5 Punkte hinter sich. Eine Kleinstadt mit 13 000 Einwohner war erstklassig, das Abenteuer Oberliga konnte beginnen. Zum ersten Oberligaspiel kam dann gleich der große Nachbar Dynamo Dresden nach Bischofswerda. Dabei konnte Fortschritt dem großen Favoriten (u.a. mit Gütschow, Stübner, Minge, Sammer) vor 9000 Zuschauern ein torloses Remis abringen.
Bischofswerda wurde nun zum Fußball-Anziehungspunkt östlich von Dresden. Die Zuschauer strömten dabei von Radeberg bis Görlitz, von Pirna bis Hoyerswerda nach Schiebock. Zwei Wochen später konnte der Verein dann den ersten Sieg in der Oberliga bejubeln, als Union Berlin mit 2:1 bezwungen wurde. Anschließend kehrte zunächst Normalität ein und die Mannschaft bekam ihre Grenzen aufgezeigt. Fortschritt wurde durchgereicht und belegte meist einen Abstiegsrang. Bereits gegen Ende der Saison dann jedoch die wohl größte Sensation in der Schiebocker Fußballgeschichte, als man am 2. Mai 1987 den Serienmeister BFC Dynamo vor 9500 begeisterten Zuschauern durch Tore von Tino Gottlöber und Karsten Petersohn mit 2:0 bezwang. Ein Sieg für die Ewigkeit. Dies gab der Elf auch noch einmal Auftrieb im Abstiegskampf. Es folgten ein Remis gegen Cottbus sowie Siege gegen Karl-Marx-Stadt und Frankfurt/Oder so dass es am letzten Spieltag zu Hause gegen Rot-Weiss Erfurt zum Showdown gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf kam. Nationalspieler Jürgen Heun besiegelte dabei mit 3 Toren (der Schiebocker Roci Schiemann erzielte in diesem Spiel übrigens ebenfalls 3 Tore) beim 3:4 den Abstieg von Fortschritt. Am Ende belegte man den letzten Tabellenplatz – es fehlten 2 Punkte zum Klassenerhalt. Die 13 Heimspiele sahen dabei im Schnitt 8000 Zuschauer, damit ließ man zumindest in der Zuschauertabelle Größen wie Carl-Zeiss Jena und Lok Leipzig hinter sich.
Es folgte ein Konsolidierungsjahr in der DDR-Liga in dem am Ende der 5. Tabellenplatz zu Buche stand. Höhepunkt dabei das Vordringen bis ins Viertelfinale des FDGB-Pokals und das knappe scheitern am BFC Dynamo vor der Rekordkulisse von 11 000 Zuschauern in Bischofswerda. Doch bereits ein Jahr später gelang der erneute Aufstieg in die höchste Spielklasse, als man die Konkurrenz aus Dessau und Suhl klar distanzierte. Der Schiebocker Angreifer Roci Schiemann holte sich dabei in dieser Saison mit 20 Treffern die Torjägerkrone. Schiemann stand übrigens mit 77 Toren lange an der Spitze der ewigen Torjägerliste des Schiebocker Fussballs. Sein Rekord wurde erst 2011 von Thomas Latkolik gebrochen.
In der zweiten Oberliga-Saison unter Trainer Harald Fischer spielten die Schiebocker von Beginn an gegen den Abstieg und bezogen dabei teilweise deftige Niederlagen. So zog der Verein zeitig die Notbremse und holte Erfolgstrainer Horst Rau zurück. Mit ihm kam es zu einem kleinen Aufschwung (u.a. drei Siege in Folge gegen Aue, Erfurt, Brandenburg) – die Schiebocker hatten wenigsten den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze geschafft. So kam es am letzten Spieltag erneut zu einem Abstiegsendspiel, diesmal bei Mitaufsteiger Stahl Eisenhüttenstadt. Wieder verlor Fortschritt, diesmal mit 0:2, und wieder fehlten nur zwei Punkte zum Klassenerhalt. Das Abenteuer Oberliga war erneut nach nur einer Saison beendet. Trotz des sich andeutenden Zusammenbruchs der DDR und den damit zurückgehenden Zuschauerzahlen sahen über 7000 Zuschauer im Schnitt die Heimspiele von Fortschritt.
Mit der politischen Wende kam es nun auch im Bischofswerdaer Fußball zu gravierenden Veränderungen. Durch die Abwicklung des Trägerkombinats verlor man den größten Geldgeber und es folgte eine Umbenennung in FV Fortschritt und wenig später in Bischofswerdaer FV 08.
Die folgenden drei Spielzeiten verbrachte man in der Südstaffel der NOFV-Oberliga und erzielte dabei durchaus achtbare Ergebnisse. Höhepunkt der Saison 91/92 war dabei der Gewinn des Sachsenpokals durch ein 2:0 in Kamenz gegen den alten Rivalen FSV Hoyerswerda und die damit verbundene Qualifikation für den DFB-Pokal. In diesem Wettbewerb sorgte der BFV dann in der folgenden Saison zumindest für etwas Furore. Nach einem Freilos in der ersten Runde warf man den damaligen Zweitligisten VfB Oldenburg in Schiebock nach einem dramatischen Spiel mit 3:2 aus dem Wettbewerb.
In der nächsten Runde gab sich dann der Karlsruher SC u.a. mit Oliver Kahn, Jens Nowotny und Manfred Bender die Ehre. Vor über 4000 Zuschauern schnupperte der BFV dabei an der Sensation. Erst in der Verlängerung konnte Eberhard Carl den Bundesligisten in die nächste Runde schießen.
In den folgenden vier Spielzeiten kickte der BFV in der drittklassigen Regionalliga. Zwar rangierte man meist in der Spitzengruppe, dem Wiederaufstieg in die 2. Liga war man jedoch nie wirklich nah.
Mit der Regionalligareform im Jahr 2000 traf der BFV in der Oberliga-Saison 00/01 auf zahlreiche Bekannte aus der DDR-Oberliga. Plötzlich hießen die Gegner wieder 1. FC Magdeburg, Hallescher FC und Dynamo Dresden. Gegen diese starken Kontrahenten konnte der BFV nicht bestehen und stieg ab.
Nach mehreren Auf- und Abstiegen und einem richtungsweisenden Wechsel des Präsidiums konnte sich der BFV in der Landesliga Sachsen etablieren und belegte solide Mittelfeldplätze. Trotzdem trennte man sich nach einer Schwächephase im Frühjahr 2013 von Trainer Matthias Müller. In der Sommerpause 2013 wurde Erik Schmidt als neuer Trainer verpflichtet. Mit ihm verfolgte der Verein den Ansatz der Verpflichtung von jungen und entwicklungsfähigen Spielern aus den Nachwuchsleistungszentren der Region (v.a. aus Dresden, Chemnitz und Aue). In der Spielzeit 2014/15 setzte sich der BFV gegen die starke Konkurrenz aus Leipzig (Chemie Leipzig, Inter Leipzig) durch und holte sich die Meisterschaft der Landesliga Sachsen.
Damit war die Rückkehr in die NOFV-Oberliga Süd nach 14 Jahren perfekt. Überraschend konnte man sich gleich in der ersten Saison nach dem Aufstieg in der Spitzengruppe der Liga etablieren. Seither wurden die Vereinsstrukturen auch dank vieler neuer Sponsoren weiter professionalisiert um mittelfristig den Aufstieg in die Nordostdeutsche Regionalliga zu realisieren.
2017 kehrte der BFV nach 25 Jahren zurück in das Halbfinale des Sachsenpokals und empfing vor über 2500 Zuschauern den Regionalligisten 1. FC Lokomotive Leipzig im altehrwürdigen Stadion Wesenitzsportpark. Über die gesamte Spielzeit und der anschließenden Verlängerung war der BFV dem Favoriten aus Leipzig überlegen, verpasste es jedoch das entscheidende Tor zu erzielen. So musste man sich im Elfmeterschießen mit 3:5 geschlagen geben.
Seit 2012 kicken unter dem Vereinsnamen BFV 08 auch Mädchen und Frauen sehr erfolgreich. Schon nach der ersten Saison in der Bezirksliga erfolgte der Aufstieg in die Landesliga. In der Saison 2015/16 verpasste man in der Relegation knapp den Aufstieg in die Regionalliga Nordost. Den größten Erfolg im weiblichen Nachwuchs errangen die C-Juniorinnen 2015 mit dem Sieg im Landespokal. 2017 gelang unserer Frauenmannschaft dann schließlich der Aufstieg in die NOFV-Regionalliga.
Mit Beginn der Saison 2017/18 wurden die Namensrechte des heimischen Stadions neu vermarktet. Vor dem ersten Saison-Heimspiel gegen den SV Einheit Kamenz (3:0) wurde der symbolische Staffelstab von Holzwaren-Simundt auf die Volksbank übergeben. Die BFV-Heimspielstätte trägt nun den Namen Volksbank Arena. Nach 30 Spieltagen der Saison 17/18 stand der BFV 08 mit 12 Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze der NOFV-Oberliga Süd, wodurch der Aufstieg in die Regionalliga Nordost feststand. Aufgrund von zahlreichen Sicherheitsvorschriften wurde der Wesenitzsportpark als Heimspielstätte ausgewählt. Auch hier fungiert die Volksbank als Namensgeber. Das erste Heimspiel der Regionalliga Nordost im "Volksbank Sportpark an der Wesenitz" endete 1:1 gegen die FSV Budissa Bautzen vor ca. 900 Zuschauern.